29.6. Byxelkrok – Visby 48 Meilen
Bei tollem Wetter und guter Wettervorhersage sind wir
losgefahren Nach Gotland. Das ist ein langer Schlag von 45 Meilen über die
offene Ostsee. Angesagt waren 3-4 Windstärken aus Südwest – wir hatten nachher
Südostwind mit 5 Windstärken. Also gegenan bei 5, die Sonne schien – das ist
ok., aber anstrengend. Simon und ich hatten unseren Spaß, aber die arme Eve war
seekrank. Ihre Reisetabletten halfen nicht und die Zäpfchen aus meiner
Reiseapotheke wollte sie nicht nehmen. Die Apotheke hat mein Schwager Ecki zusammengestell.
Ich gehe davon aus, daß die Dinger wirken. Der Mann ist Anaesthesist.
Es war jedenfalls ein schneller Ritt,
Durchschnittsgeschwindigkeit vom Ablegen bis zum Anlegen 6,5 Knoten, das ist
schnell! Teilweise lief die Lotte 8 Knoten laut GPS. Simon und ich steuern die
ganze Zeit von Hand, dem Autopilot will ich das nicht zumuten.
Zeit genug um mit der Kamera am Bootshaken zu experimentieren, hatten wir aber auch noch. Mal sehen, was uns noch so einfällt.
Visby, die alte Hansestadt und Gotlands Hauptort, sieht
schon von See spektakulär aus. Es ist eine fast komplett erhaltene mittelalterliche Stadt mit vollständiger Stadtmauer rundum, Wehrtürmen usw.. Auf den Straßen südländisches Leben, mehr Straßencafés und Restaurants als in ganz Kiel und ein Mordstrubel.
Was wir leider nicht wussten: Ausgerechnet in
der kommenden Woche findet hier ein großer politischer Kongress mit
angeschlossener Messe statt. Überall in der Stadt werden Zelte und
Informationsstände von Parteien, Umweltschutzorganisationen, Firmen und Presse
aufgebaut. Visby hat nicht genug Hotelbetten für die ganzen Gäste, deswegen
reisen viele mit dem Schiff an. Riesige Yachten, fetteste Motorboote, ein
Hotelschiff, ein Theaterschiff, zwei große Marinedampfer, ein Forschungssschiff
usw - der Hafen ist proppevoll. Wir wurden in den Außenhafen verwiesen, der ist
häßlich und man liegt hier sehr unruhig. Es steht enormer Schwell im Hafen, man
kann kaum auf dem Schiff stehen, ohne sich festzuhalten. Ich hoffe, daß es in
der Nacht abflaut, damit wir ruhig schlafen können.
Verdient hätten wir das, finden wir. Wir sind jedenfalls stolz auf unsere Leistung. Für Simon und
Eve war es die erste große Überfahrt übers offene Meer, stundenlang ohne
Landsicht. Und ich bin zufrieden, daß ich dieses Traumziel vieler Ostseesegler erreicht habe.