Stora Arkholmen – Ringsön
Noch ein weiterer Tag, an dem ich mit „Hannes“ zusammen
segel. Jan und seine Crew sind wirklich nette Jungs. Jan und Urban sind etwa in
meinem Alter. Jan ist Deutscher, hat 25 Jahre in Kiel gelebt und ist vor 8
Jahren nach Gotland ausgewandert. Er hat dort eine Tischlerei und baut Treppen
und Fenster. Auf ganz Gotland gibt´s sonst keinen, der von Hand sowas bauen
kann, sagt er. Nur Fertigware. So hat er gut zu tun und immer Aufträge.
Sein Kumpel Urban, Mutter Schwedin, Vater Deutscher, ist
auch Tischler. Er hat eine große Halle und arbeitet oft mit Jan zusammen. Er
sammelt anscheinend Boote, hat schon 3 und jetzt wollen sie nach Oxelösund, ein
weiteres anschauen, was da zu verkaufen ist. Ein alter Laurin Coaster. Urban
ist genau wie Lukas bei den Zeugen Jehovas, aber davon merkt man gar nichts.
Keinerlei Missionierungsversuche oder irgendetwas in dieser Richtung.
Jan und Urban sprechen deutsch und schwedisch, auch
untereinander viel deutsch. Englisch können sie auch, Jan in einem derartig
distinguiertem Ton, daß man meint in Kent zu sein.
Lukas kann schwedisch,
englisch und spanisch. So geht es wild hin und her in deutsch, englisch und
schwedisch und ich lerne ein bißchen schwedisch, denn bei Jan kann ich es
endlich auch verstehen, wenn es gesprochen wird.
Er nuschelt es nicht so zu
einer Wortpampe zusammen wie die meisten Schweden, sondern ich höre die
einzelnen Wörter heraus. Zum ersten mal erkenne ich, daß schwedisch im Grunde
dem Deutschen recht ähnlich ist.
Jan ist ein begnadeter Erzähler und großer Spaßvogel. Wir
sind auf einer Wellenlänge und haben viel Freude miteinander. Ich helfe beim
Basteln an seinem Boot, daß er ja gerade gekauft hat und wo natürlich einiges
zu tun ist. In Södertälje streicht er mal eben das Deck, in Stora Arkholmen die
Pinne und in Ringsön werden die Winschen zerlegt und gefettet, die elektrische
Lenzpumpe repariert (das machen Lukas und ich) und die nicht funktionierende
Lichtmaschine begutachtet.
Wir segeln den ganzen Tag zusammen, ich mit Lotte, die drei
mit Hannes. Sie haben keinen GPS, keinen Plotter und ihre neueste Seekarte ist
von 1976. Aber sie sagen „rocks never move“ und es klappt auch. Meistens
jedenfalls. Ich segle die meiste Zeit hinterher, denn das ist erheblich
einfacher als immer selber nach dem Weg zu gucken, besonders wenn man alleine
ist. Aber mit einem Auge verfolge ich den Weg natürlich doch auf meiner Karte.
Irgendwann verlassen die drei das betonnte Fahrwasser. Ich
wundere mich, aber Karte und Plotter sagen beide, das es hier auch tief genug
ist. Zwei kleine Flachs sind eingezeichnet, die aber gut zu umfahren sind. Ich
fahre also weiter, der Plotter hilft mir hier ausgezeichnet.
Jan hatte die
Navigation Lukas überlassen, erzählt er später, erkannteirgendwann die im wahrsten Sinne des
Wortes verfahrene Situation und drehte um, bis er wieder in für seine Ausrüstung
sicherem Fahrwasser ist. Er wollte auch nicht hinter mir
hersegeln, denn es könnte ja sein, daß es auf 20 Meter ankommt und so genau
kann man nicht hinter jemand herfahren. Die richtige Entscheidung.
Für die Nichtsegler: Der Plotter ist eine elektronische
Seekarte, gekoppelt mit einem GPS. Auf einem kleinen Bildschirm wird die
Seekarte und darin die aktuelle Position des Schiffes und sein momentaner Kurs
angezeigt. Man kann Wegepunkte und Routen eingeben. Das Gerät lässt sich mit
einem Autopiloten verbinden, der dann das Boot steuert. Theoretisch könnte man so
das Schiff automatisch eine Strecke abfahren lassen. Ich glaube, manche Leute
machen das auch. Diese Geräte haben die Navigation enorm erleichtert. Aber natürlich
sollte man sich nicht nur darauf verlassen und die klassische Navigation nur
mit der Papierseekarte trotzdem beherrschen. Schließlich kann das Gerät auch
ausfallen. Ich fahre eine Mischung aus Plotter- und klassischer Navigation. Der
Kurs wird auf der Karte verfolgt und mit einem Klebepfeil die Tonnen abgehakt.
Der Plotter zeigt mir den Kurs, den ich weitersegeln muß. Ich komme damit gut
zurecht und weiß immer wo ich bin und wohin ich muß.
So sieht der Plotter aus:
Abend landen wir in Ringsön, eine tolle, große und
verzweigte Bucht mit kleinen Inseln darin und etlichen Felsliegeplätzen. Leider
ist es da schon gerammelt voll. Wir suchen eine Weile, wollen ja Platz für 2 Boote
nebeneinander. Ein Schwede winkt mich dann ein wie ein Einweiser auf dem
Flugplatz – astrein. Er hat erkannt, daß ich alleine bin (kein Ausguck am Bug)
und weiß worauf es jetzt ankommt. Eine sehr gute Hilfe, die man hier leider
nicht immer bekommt. In Deutschland und Dänemark steht eigentlich immer einer
auf dem Steg und nimmt die Leinen an. Hier scheint das nicht üblich zu sein.
Wir essen gemeinsam zu Abend und reden bis spät in den
Abend. Sonnenuntergang ist im Moment um 21:30 und hell ist es noch viel länger.
von links: Jan, Urban, Lukas, Stefan
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